#1

Geschichten

in Gedichte und Geschichten 16.01.2010 16:00
von Carola • Zwischen den Welten | 1.806 Beiträge | 1862 Punkte

na ich glaube hier muss mal wieder nachgeholfen werden - um das Forum wiederzubeleben. Also einfach mal anfangen:
Vielleicht passt das ja auch zu Icke's PC-Problem...

ich fange mal an - mit der lieben Technik... Ihr wisst ja, Praxis ist, wenn alles funktioniert und keiner weiß wieso, Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Und wie ist es mit unseren Rechnern? Nichts klappt und keiner weiß wieso...

Geht nicht? Gibt's nicht...

Was haben PC’s und Autos gemeinsam? Richtig, man muss sie starten und wenn man Glück hat fahren sie auch. Der eine fährt los, der andere das Programm hoch. Und wenn man noch mehr Glück hat, bleibt es auch dabei.

Es passiert nicht nur bei Autos, dass sie auf der Strecke bleiben, sich die Wegfahrsperre plötzlich nicht mehr lösen lässt oder der Sprit ausgeht. Bei unseren Computern gibt es so was auch, nur läuft es hier viel intelligenter ab: Sie machen einen Systemabsturz, verlangen plötzlich Passwörter, die keiner eingerichtet hat oder fangen sich scheinbar aus dem Nichts einen Virus ein, der dann doch keiner ist. Unsere technischen Haus-, Arbeits- und Spielkisten sind eben einfach Spitze.

Die moderne Technik ist da gleicher Meinung - und lässt mitunter auch die Köpfe unserer PC-Spezialisten rauchen. Besonders wenn der Computer wiederbelebt werden soll, jedoch überhaupt nicht damit einverstanden ist, seinen Schlaf zu unterbrechen. Somit hatte einer meiner Bekannten, Marco (Pip), der vor Kurzem für ein paar Monate in einer Computerfirma ein Praktikum hatte, an diesem Tag viel Spaß. Und da er sehr humorvoll ist, konnte er darüber auch herzhaft lachen.

Marco und sein Kollege arbeiteten in der Werkstatt an den Rechnern, als Marco plötzlich sagte:
“Ey Thomas, der PC geht nich'.”
“Tausch doch mal den Speicher”, schlug sein Kollege vor.
Marco tauschte den Speicher aus und versuchte den PC zu starten.
“Ey Thomas, der Rechner geht immer noch nich', daran lag es nicht.”
“Bau mal eine neue CPU ein”, schlug sein Kollege vor.
Aber auch das ließ den PC nicht erwachen.
“Du, der Rechner startet immer noch nicht.”

Es folgten weitere Vorschläge wie Mainboard wechseln, Netzteil auswechseln und Tower tauschen. Marco lachte sich buchstäblich tot als er versuchte den Rechner erneut zu starten.
“Gehtnich!”
“…versuch doch noch mal dies…”
“Gehtnich!”
“…dann versuch noch mal das….”
“Soll ich dir was verraten??? Gehtnich!”

Computer sind eben auch nur Menschen - oder habt ihr immer Lust morgens aufzustehen? Na also…

Manche PC’s scheinen eine Art Eigenleben zu entwickeln, besonders wenn es um Betriebssysteme geht. Seit der Umstellung auf Vista gibt es häufiger mal Konflikte mit laufenden Programmen. Ein weiterer Bekannter (Arno), ebenfalls Fachinformatiker, der ganz euphorisch von den neuesten Betriebssystemen schwärmt und häufig deswegen seinen Rechner neu aufsetzt, um auch ja das Neueste auf der Platte zu haben, war nach dem Versuch mit der neuesten Vista-Version alles andere als begeistert.

Vista verpasste ihm ungefragt ein nicht existentes und nicht beantragtes Passwort und sperrte den Zugriff auf seine wichtigsten Dateien, die vorher unter XP problemlos liefen. Alle Versuche diesen Zustand zu ändern nützten nichts, der Rechner verlangte hartnäckig das Passwort.

Arno, am Rande eines Nervenzusammenbruchs und kurz davor den Rechner über das Fenster zu entsorgen , versuchte es schließlich doch noch mal mit formatieren und dem alten XP-Programm. Leider hatte sich das Passwort aber in den Kopf gesetzt, zusammen mit den Daten die Welten zu wechseln und der Zugriff blieb weiterhin gesperrt. Ich glaube nun weiß ich auch endlich, warum das nächste Betriebssystem “Heaven” hieß - weil viele Anwender nach kurzer Versuchsphase das Betriebssystem Vista am liebsten auf den Mond geschossen hätten. Also konnte das neue nur eins “von oben” sein… und wer kauft schon ein Programm, das "Windows-Hell" heißt? Eben.

Aber es gibt ja noch andere (werdende) Informatiker wie z. B. unseren Patrick. Wer noch begeistert lernt ist meist motivierter und entwickelt mit der Zeit seine eigenen Arbeitstechniken und Strategien. Nachdem Arno nun mit seinem Latein am Ende war, erlaubte er seinem weitaus jüngeren “Kollegen”, sich mal in das Problem hineinzudenken und bekam auch relativ schnell den richtigen Tipp. Nun hat er wieder Zugriff auf seine Daten - und ich habe einmal was mit ihm gemeinsam: Ich habe auch keine Ahnung, wieso das jetzt plötzlich funktioniert hat. Solche kleinen Geheimnisse behält mein Sohn gern für sich.

Dass man sich sein Taschengeld aber auch noch einfacher verdienen kann kennen wir, seit unser Herr Sohn eine eigene Telefonnummer hat und öfter mal Hilferufe bekommt. Ja, ihr habt Recht - wir sind nicht die Unfallstation und die Notrufnummer lautet auch nicht 112 - aber wenn es um PC’s oder ISDN-Anlagen geht, die ausgerechnet abends oder am Wochenende den Geist aufgeben, dann gibt es hier echte Notrufe. Wer hält es denn heutzutage noch so lange ohne Telefon oder Internet aus? Patrick rennt nach dem Anruf los wie die Feuerwehr, ist mit dem Fahrrad bereits vom Grundstück, ehe die Haustür zugeklappt ist und erscheint meist eine halbe Stunde später grinsend - und um 10-20 € reicher - wieder zu Hause.

Und was war nun so dringendes? Das Problem bei der T-Com ist, dass sie ihren Kunden zwar so schöne Endgeräte aufschwatzt, aber nicht verrät, wie man die nun verwendet, Steckplätze programmiert, welches Kabel wo hin gehört, usw.
Oder der teure PC-Pannendienst vom letzten Wochenende bietet - ohne sich den Computer angeschaut zu haben sofort an, ein neues Motherboard einzubauen für viel Geld, obwohl bloß die Grafikkarte nicht richtig installiert wurde. Oder der angebliche Virus, der den PC sooooo laaaaaangsam arbeiten ließ und der Rat eines “PC-Experten” nur noch: “Kaufen Sie sich einen neuen” hieß - war bloß ein zu kleiner Arbeitsspeicher und seit drei Jahren nicht gelöschte Cookies.

Ist doch toll wenn der PC-Pannendienst nur eine Tür weiter wohnt? Ja, da habt ihr einerseits Recht. Geht es jedoch andererseits darum, in Mutterns PC mal den Arbeitsspeicher zu erweitern, hat der Herr Sohn von dem Ganzen plötzlich überhaupt keine Ahnung und weiß nicht mal, welcher Arbeitsspeicher passen würde. Zweitens findet er meine Grafikkarte “Schrott”, kann mir aber keine empfehlen, die besser wäre.

Vielleicht sollte ich mal den Rechner einpacken und mit in die Bücherei mitnehmen, wenn ich das nächste Mal Dienst habe und vom Büro aus die Notfall-Hotline für PC-Probleme anrufen. Ich habe nämlich gehört, dass sich unter dieser Telefonnummer ein geschickter junger Mann melden soll, der blitzschnell vorbei kommt und innerhalb kurzer Zeit das Problem löst. Und gut aussehend soll er auch noch sein^^. (Das nur als kleiner Tipp an die Damen hier *hihi)

Zum Schluss noch eine kleine Feststellung - auch wenn ich jetzt gleich “Haue” kriege: Ich habe auch seit 2007 Vista auf der Platte - und bisher keine Probleme damit gehabt… Das ist eben Technik. Lebendig und eigenwillig. Und wie gesagt: Geht nicht - gibt’s nicht.

:-)


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Es ist wichtig, umgeben von anderen Menschen zu sein, die dich lieben und dir dadurch eine Referenz für die Existenz in dieser Welt geben.

zuletzt bearbeitet 16.01.2010 16:02 | nach oben springen

#2

RE: Geschichten

in Gedichte und Geschichten 20.01.2010 17:02
von Eni (gelöscht)
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Zitat
auch wenn ich jetzt gleich “Haue” kriege: Ich habe auch seit 2007 Vista auf der Platte - und bisher keine Probleme damit gehabt… Das ist eben Technik. Lebendig und eigenwillig. Und wie gesagt: Geht nicht - gibt’s nicht



Auch ich habe seit längerem Vista und keine Probs.....

Liegt vllt. daran, dass die 'Herren der Schöpfung' das ein oder andere ausprobieren, formatieren etc. pp.. ........... (kommt mir irgendwie bekannt vor)

Nix für ungut

BTW: Pami hat seit kurzem Windows7, er ist begeistert........mal schauen, wie lange noch


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Ein geliebtes Kind trägt viele Namen......

LG Eni

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#3

RE: Geschichten

in Gedichte und Geschichten 21.01.2010 21:11
von Carola • Zwischen den Welten | 1.806 Beiträge | 1862 Punkte

So - die Daisy ist ja schon lange wieder weg und hat uns nicht so begrüßt, wie alle befürchtet haben. Eigentlich wollte ich neulich dazu schon etwas hier einstellen, da mich das sehr an einen bestimmten Winter erinnert hat... bin da aber nicht mehr zu gekommen und habs nachher vergessen. Nun miste ich grad wieder den "Ordner zur Bearbeitung" aus und was finde ich da...

Also besser spät als nie - aber zieht euch warm an - sonst wird euch noch beim Lesen kalt. Am besten ihr schaltet mal Heizung und Strom aus, stellt das Telefon ab, macht den Kamin an, holt diese Mini-Campingkocher-Dinger aus dem Keller und kocht Kartoffeln in Schneewasser. Könnt ihr euch nicht vorstellen? Na dann gutes Weiterlesen...

Daisy - gut 30 Jahre früher - 1978/79
8. Januar 2010

Wenn ich jetzt so aus dem Fenster schaue und den vielen Schnee sehe, fällt mir unwillkürlich immer wieder der Winter 1978/79 ein. Da fing das Jahr auch an mit viel Schnee und was später noch runter kam, daran werden sich einige sicher noch gut erinnern.

Wir wohnten damals noch in unserem "Waldhaus" wie ich es gern nenne, weil meine Eltern ziemlich weit außerhalb des Dorfes, wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen, auf einem schönen großen Waldgrundstück gebaut hatten. Ringsum gab es nur Wochenendhäuschen und noch ein Stück weiter draußen, etwa 500 m weiter in den Wald hinein, gab es noch ein ständig bewohntes Haus. Eine befestigte Straße gab es noch nicht, auch keine Wegbeleuchtung - die Telefonleitung lief ebenso wie die Stromleitung noch über Hochmasten und jeden Herbst, wenn es mal etwas stürmischer oder regnerischer wurde, hatten wir öfter mal keinen Strom und kein Telefon. Die nächste Telefonzelle war erst mitten im Dorf - also ca. 1,5 km entfernt.

Ja - das hieß morgens sehr früh aufstehen, um um acht in der Schule zu sein. Ein Bus fuhr ca. 6:45 Uhr erst ab dem übernächsten Dorf vom ehemaligen Bahnhof, also etwa 4 km Fußmarsch quer durch den Wald (bis wir einen gescheiten Unterstellplatz für unsere Fahrräder bekamen) und im Winter außen rum über Straße. (Anm.: Erst ab 1980 fuhr von unserem Dorf aus morgens gegen halb 7 ein Bus in die Stadt.)

Beim erneuten Wintereinbruch im Februar 1979 betraf es auch diesmal wieder den Norden Deutschlands und diesmal erwischte es uns schlimmer als beim ersten Mal. An diesem durch die Nachrichten allgemein bekannten Morgen klingelte wie immer gegen 5 Uhr mein Wecker. Die anderen waren schon auf, was mich wunderte und meine Brüder meinten nur: "Lass dir Zeit. Wir kommen eh nicht weg." Der Lichtschalter funktionierte nicht, die Heizung war ausgefallen (brrrr) und das Wasser auch kalt. Das Telefon ging natürlich auch nicht^^. Ich dachte nur: Was ist denn hier passiert...? Und meine Brüder sagten: "Wir sind total eingeschneit...."
Schon wieder?

Den ganzen Tag waren wir alle damit beschäftigt zu schaufeln und weiter zu schaufeln.... ja ja - schipp-schipp-hurra - und hinter uns schneite alles sofort wieder zu. Kurz gesagt: Wir schafften es zwar am ersten Tag bis zum ca. 50 m entfernten Parkplatz aber nicht mehr. Die nächsten Tage war es ähnlich - zwar kamen wir bis auf die Straße - durften uns den Rückweg aber auch direkt wieder freischippen.

Zum Glück hatten wir genug Kaminholz unter der überdachten Terrasse liegen, so dass wenigstens ein Zimmer geheizt werden konnte. Unsere letzten Lebensmittel im Vorratsraum waren alle eingefroren, das Thermometer fiel innerhalb kurzer Zeit auf zweistellige Minustemperaturen und selbst in den Wohnräumen fielen die Temperaturen unter die Nullgrenze. Es gab tagelang nur aufgetautes Brot und die Kartoffelkiste wurde zusehends leerer. Meine Mutter kochte Wasser auf dem Camping-Kocher - ja was für Wasser fragt ihr euch jetzt? - Not macht bekanntlich erfinderisch... einfach Schnee in den Topf und kochen lassen. Schmeckt zwar wie eingeschlafene Füße, aber besser als nichts - und man kann sogar Kaffee und Tee damit kochen, oder auch Kartoffeln.

Pellkartoffeln, Salzkartoffeln, Folienkartoffeln - gebacken in der heißen Asche im Kamin, kalte Pellkartoffeln von gestern... Mein ältester Bruder konnte seit diesem Winter jahrelang keine Kartoffeln mehr sehen und schloss sich auch künftig im Herbst vom "Nachstoppeln" auf dem Kartoffelacker aus^^.

Nachdem wir nun vorn herum nicht rauskamen, haben wir uns versucht nach hinten, also Richtung Fluß freizugraben. Gegenüber auf der anderen Seite des Flusses war der Fußballplatz und dort war schön freigeräumt. Also versuchten wir unser Glück hier.

Ich habe noch nie vorher - und auch nachher nie wieder - erlebt, dass der Fluss jemals zugefroren war. Vereist ja - aber nie richtig zugefroren. Diemal gab es eine durchgehende Eisdecke und wenn man mit dem Hammer am Flussufer auf das Eis schlug, gab es kein "Spinnennetz" im Eis. Vorsichtshalber schickten wir bei dem ersten Versuch einfach den Hund vor - probierten es schließlich vorsichtig selbst und tasteten uns schrittweise auf das Eis hinaus, immer bereit sofort umzukehren, falls es knistern würde. Aber das Eis schien zu tragen. Sofort liefen wir zurück ins Haus und verkündeten freudestrahlend, dass das Eis auf dem Fluss stabil wäre.

Unsere Eltern freuten sich - drückten uns Geld in die Hand und meinten: "Versucht irgendwie ins Dorf zu kommen und fragt dann mal irgendwo an, ob einer mit euch Einkaufen fahren kann."

Zum ersten Mal seit einer Woche kamen wir wieder ins Dorf. Wir klingelten gleich bei der ersten Familie auf unserem Weg, eine Familie mit 4 Kindern, die mit uns zusammen zur Schule gingen. Die Mutter öffnete auch sofort die Tür und starrte uns ganz entsetzt an, als wir Kinder mit Hund dort wie die Orgelpfeifen vor ihrer Tür standen und sie dann auch noch fragten, ob sie mit uns einkaufen fahren könnte. "Wir haben auch Geld dabei..."

Der erste Satz, den sie schließlich herausbrachte war: "Um Gottes Willen Kinder... wo kommt ihr denn bloß her?" Und als wir dann sagten: "Von zu Hause" - ließ sie uns erst mal ins Haus kommen und fragte, wann wir denn zuletzt was Warmes gehabt hätten...

Später rief sie zwei Bauern in der Nachbarschaft an, die sofort versuchten mit ihren Schneepflügen zu uns zu kommen - leider ohne Erfolg. Also blieb auch in der nächsten Zeit nur der Weg über den Fluss. Als Kinder fanden wir das irgendwie nach Ende dieser ersten gräßlichen Woche abenteuerlich. Unsere Eltern verständlicherweise nicht. Sie ließen später anfragen, warum man nicht nach uns gesucht oder nicht, wie ständig im Radio angekündigt, von der Außenwelt abgeschnittenen Familien Hilfe geschickt hätte. Als Antwort kam, man hätte gedacht, wir wären vielleicht bei unseren Verwandten in der Stadt gewesen, weil sich "da draußen" ja keiner gemeldet hätte, weder aktiv telefonisch noch passiv durch Beleuchtung im Hause.... (wie denn auch....)

Also ich kann nur jedem raten, sich Leuchtpistolen anzuschaffen, wenn er draußen in der Walachei wohnt. Man kann ja nie wissen, wozu es mal gut sein kann^^. Aber heute gibt es ja wenigstens Funk-Handys und die Telefonleitungen brechen auch nicht mehr so leicht zusammen, da sie unterirdisch verlaufen. Und wann gibt es schon mal so einen Winter? Höchstens wenn sich Daisy ankündigt, um dann doch nicht zu erscheinen.


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zuletzt bearbeitet 21.01.2010 21:13 | nach oben springen

#4

RE: Geschichten

in Gedichte und Geschichten 13.02.2010 01:33
von Carola • Zwischen den Welten | 1.806 Beiträge | 1862 Punkte

Bin immer noch - oder wieder mal - am Sortieren und Geschichten aus dem "könnte mal bearbeitet werden-Ordner" in den neuen umzuordnen. Es darf mal wieder gelacht werden.

Zauni - hier mal Arno ganz anders:

Telefon-Terror

"Das hat man nun davon, wenn man behilflich sein will...."
Dieser Stoßseufzer stammte von Tommy, dem Kumpel meines Mannes (und Ex-Nachbarn), als wir 2005 eine Wohnung im Nachbarhaus bezogen. Da wir uns bei der Telefongesellschaft Arcor um einen Telefonanschluss bemüht hatten - und diese zunächst zweimal unseren Antrag verschlampten - mussten wir insgesamt fast 6 Wochen auf unseren Telefonanschluss warten. Folglich waren wir außer über das Handy telefonisch nicht zu erreichten und Internet gab es in der Zeit auch nicht. Tommy bot uns als Überbrückung freundlicherweise ein Funktelefon - an, das über sein Festnetz (ebenfalls bei Arcor) angeschlossen war - und wir bekamen eine seiner 5, 7 oder 8 ISDN-Nummern mit der "49" am Ende.

Unser Bekannter Arno (für alle, die ihn nicht kennen: siehe oben, das war der, der seinen PC am liebsten zum Mond geschossen hätte aus Ärger über Windoof Vista), ein Viel-Telefonierer wie er im Buche steht, benutzte jedes Wochenende fleißig das Telefon, um seine stundenlangen Gespräche mit uns zu führen. Leider gehört er auch zu der Sorte Menschen, die sich zwar selbst gern reden hören, aber nie was mitkriegen, wenn man ihnen schon zum 10ten Mal etwas mitteilt. Beispielsweise, dass diese Telefonnummer nur geliehen ist und wir bald eine andere bekommen...

Irgendwann bekamen wir endlich unsere eigenen 5, 7 oder 8 ISDN-Nummern - die sich denen von Tommy verflixt ähnelten. Bis auf die zwei Endziffern hatten wir exakt die gleichen Telefonnummern. Unterschied: Er hatte 40er Zahlen am Ende bis zur 50 und wir hatten 50er Zahlen bis 59 - wobei die 59 unsere Hauptnummer wurde. Tja - und weil sich das alles so ähnlich war und der liebe Arno nie richtig zuhörte gab es nachher ziemlichen Stress. Trotz mehrmaliger Bitte, ab sofort die "59" statt der "49" zu wählen, klingelte am Wochenende nun regelmäßig das Telefon bei Tommy.

Hier einer der berühmten Samstage, an dem es besonders "schlimm" wurde - aber auch ein Gutes hatte: Ab diesem Tag hörte der Telefonterror bei Tommy endgültig auf.

Arno: "Ja hi! Hier ist der Aaaaarno aus D*** Kann ich mal bitte deine Frau sprechen?"
Tommy: "Isch 'aaabe gar keine Frau..."
Arno: "Watt-datt-denn?"
Tommy: "Hier ist der Thoooomas aus L***!"
Arno: "Ach herrje, da habe ich mich wohl verwählt. Sorry!"
Klick

Zwei Minuten später auf der 49:

Arno: "Ja hi! Hier ist der Aaaaarno aus D*** Kann ich mal bitte deine Frau sprechen?"
Tommy: "Arno - du hast dich schon wieder verwählt."
Arno: "Watt-datt-denn???"
Tommy: "Hör mal, das ist meine Nummer. Hier ist Thomas! Wähl bitte die 59 am Ende ok? 59 - nicht 49."
Arno: "Alles klar."
Klick

Zwei Minuten später, wiederum auf der 49:

Arno: "Ja hi! Bin ich jetzt richtig? Hier ist der Aaaaarno aus D*** Kann ich mal bitte deine Frau sprechen?"
Tommy: "Die 59 bitte! Nicht die 49..."
Arno: "Hab ich doch!"
Tommy: "Nein hast du nicht."
Arno: "Watt-datt-denn??? - Sorry!"
Klick

Wiederum zwei Minuten später - diesmal auf der 50:

Arno: "Ja hi! Hier ist der Aaaaarno aus D*** So, JETZT bin ich aber richtig."
Tommy: "Nein wieder Thomas hier!"
Arno: "Watt-datt-denn???"
Tommy: "Arno - setz dir bitte mal die Brille auf und dann tipp noch mal gaaanz langsam: *****59.
Arno: "Hab ich doch... ok, versuche ich es halt noch mal."
Klick

Als kurz darauf wiederum das Telefon mit der 49 klingelte, ließ Tommy es klingeln und flüchtete zu uns. Er bat mich händeringend, diesem Aaaarno aus D*** mal anzurufen und ihm doch endlich mal die richtige Nummer beizubringen. In diesem Moment klingelte bei uns das Telefon und mein Mann ging ran.

Drei Mal dürft ihr raten wer dran war....

Arno: " Ja hi. Hier ist der Arno. Ja sag jetzt besser nichts, ich weiß, ich habe mich wahrscheinlich schon zum fünften Mal verwählt. Aber tut mir echt Leid Thomas - ich lande immer bei dir. Keine Ahnung warum, aber kann es zufällig sein, dass ihr euch eine Telefonleitung teilt? Sorry dass ich dich schon wieder gestört habe. Ich leg mal besser auf, das hat keinen Sinn..."
Ehe er wieder auflegen konnte brüllte mein Mann ins Telefon: "Aaaaaarnooooo! Hier ist nicht Thomas. Hier ist Hartmut. Was ist denn los mit dir?"
Erstaunter Blick von Tommy, der immer noch in der Wohnungstür stand. Funkstille am anderen Ende der Leitung. Dann ein erstauntes: "Hartmut? Bist du das etwa?"

Ihr könnt euch vorstellen, was es für ein Riesen Gelächter gab, als sich die Geschichte schließlich aufklärte. Tommy hat sich aber seit dem Tag geschworen niemandem mehr mit einem Telefon auszuhelfen, der sich nachher fast identische Rufnummern anschafft - ob Zufall oder nicht. Ich kann ihn irgendwie verstehen....^^


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#5

RE: Geschichten

in Gedichte und Geschichten 26.02.2010 22:33
von Carola • Zwischen den Welten | 1.806 Beiträge | 1862 Punkte

Unter der Woche in Deutschlands Küchen

Eine Woche wie jede andere....
"Was gibt's 'n heute WARMES zu Essen??????" tönt es von der Küchentür her, und obwohl man nur die Nase irgendwo am oberen Türrahmen sieht, ist klar, wem sie gehört. "Ich muss nämlich in'ner Stunde schon wieder in'ner Schule sein." Die Nase am Türrahmen schnuppert kurz und verzieht sich verdächtig. Kann man denn nicht einen Tag ohne Gemüse und so unnützes Zeug leben?
"Kannst dir ja erstmal ein Brot vorweg machen", schlägt Mama hoffnungsvoll vor, aber neeeee das ist ja nur für den hohlen Zahn. Sohnemann winkt verächtlich ab. Davon wird man(n) ja nicht wirklich satt. "Lass ma, ich hol' mir doch lieber 'n Döner", winkt er ab und die Nase verschwindet aus der Tür.

Klar - wer mag denn heutzutage noch schönes selbst gekochtes - womöglich auch noch "irgendwatt mit Gemüse" oder Kartoffeln? Die schmecken ja nicht nach Pizza. Und außerdem: Nur Döner macht schöner.
Wie sagte Gottschalk in seiner Werbung einmal mit Blick zu seiner Oma, die gerade so schön am kochen war: "Und heute gibt es Eiiiiintooooopffffffff.....ooooh.... - da nehme ich doch lieber die Goldbärchen von Haribo."
Zum Glück essen meine jungen Männer beide nicht so gern Süßigkeiten, aber mit ganz normaler oder womöglich auch noch vitaminhaltiger Kost kann man sie jagen bis ans Ende der Welt. Vielleicht haben die beiden ja auch sowas wie eine Vitamin-Allergie? Irgend was muss es ja sein...

Sowie aber von weitem eine Pizzabude, ein Mc-Doof-Schild oder ein Subway sichtbar wird, vergessen sie meistens sogar, dass sie ja "eigentlich" dies und das gar nicht mögen. Meinem Kleinen, der sonst angewidert die Küche verlässt, sobald er Geflügel, Fisch - oder um Himmelswillen - Papa mit Schnitzeln oder seinen Bruder mit Spiegeleiern am Tisch sieht, macht es plötzlich gar nichts aus, dass der Cheeseburger nicht vegetarisch ist und der Big Mac auch nicht - und zudem noch ein Salatblatt mit drunter hat.

Wobei ich mich manchmal frage, was eigentlich daran vegetarisch ist, wenn man so darauf bedacht ist, bloß nicht zuviel Obst und Gemüse abzukriegen - da könnten ja Vitamine drin sein. Schrecklich! Aber: "Bei Meckes (McDonalds) ist das ja was gaaanz anderes, da kann man auch mal 'nen Salatblatt vertragen." Bei der Pizza Salami ist es übrigens auch was gaaanz anderes, vermutlich ist die Wurst aus vegetarischem und biologischem Anbau und wächst auf Feldern....
Klar dass unsereiner da nur noch Bahnhof versteht. Und irgendwie muss man als armer hungriger Mensch ja sein Taschengeld umsetzen, zumal dann, wenn man zu Hause immer nur vor vollen Tellern verhungert. Mama finanziert sowas nämlich nicht... Oft genug werden sie aber auch von der netten Dame vom Jugendamt - ausgerechnet zu McDoof - eingeladen. Das nennt sich dann Besuch beim Jugend-Treffpunkt, wo man ursprünglich vorhatte, mit der Gruppe Schlittschuh laufen zu gehen oder ins Kino. Irgendwie landet man aber stattdessen - oder anschließend - doch wieder bei dem berühmten "Meckes".

Die große Supernase an der Küchentür ist da nicht anders. Aber so ganz fruchtlos scheinen Mamas Bitten, doch auch mal "was Vernünftiges" zu essen, doch nicht zu sein. Schließlich sieht man ja selber ein, dass man nicht andauernd bloß Döner, Gyros, Burger und Steak essen kann ohne was dazu. Da ist es einfacher, wenn man nach Hause kommt, heimlich Mamas Gurken-Tomaten-Salat komplett zu verdrücken, sie kann sich ja neuen machen wenn sie unbedingt welchen haben will. Selber Schuld, wenn der hier so im Kühlschrank herrenlos rumsteht.
Damit es nicht gleich auffällt, wird dann mal eben die fast leere Schale wieder zurück gestellt, so wie sie war, hihi. (Sie wird sicher nichts sagen, schließlich sollen wir ja auch mal was vernünftiges essen nä? Und außerdem hat der liebe Bruder ja auch einfach das Vollkornbrötchen, dass zum Salat gehörte unauffällig in seinem Bauch verschwinden lassen, das lag auch so dumm im Brotfach herum, also kommts auf den Salat jetzt auch nicht mehr an). Hauptsache was "Vernünftiges" gefuttert. Und im übrigen fängt die Schule ja gleich wieder an, keine Zeit! - und tschüss.

"Was gibt's 'n heute WARMES zu Essen?????" fragt eine bekannte Stimme drei Stunden später wieder. Aha, Sohnemann hat endlich Feierabend. "Das gleiche wie heute Mittag, deine Portion steht hier noch." (Sein Blick spricht Bände, Mama grinst sich einen: Da fällt er immer wieder drauf rein). Er verdreht die Augen. "Mit zwei Schnitzeln dazu", versuche ich ihn zu locken.
Ahaaa - ruck-zuck ist der Teller in der Mikrowelle und mein Sohn brummelt sich in den Bart: "Na endlich, bin total ausgehungert."
"Ich dachte, du hättest dir vorhin einen Döner geholt?"
"Boah Mama.... das ist doch schon wieder so lange her, dass es nicht mehr wahr ist!"

Nene min Jung.... das war es nicht, weshalb die Nase samt übrigem Rest wieder in der Küchentür erschienen ist. Mama hat Tomatensuppe gekocht, selbst gemacht versteht sich aus echten Tomaten. Dass noch ein bißchen anderes Gemüse drin rumschwimmt stört ja keinen, vor allem macht Mama die Suppe immer schön scharf, mit Pfeffer und Chili usw. (ja - ich gehöre zu denen, die auch mal nebenbei ne eingelegte Chilischote knabbern oder rohe Zwiebel und wenn ich mal allein sein will auch ein Stück Knoblauchzehe^^ und außerdem rutscht mir grundsätzlich der Pfeffer aus *grins). Dummerweise isst mein Herr Sohn aber auch gern scharf.

"Darf ich mal probieren???" (Ach, ich dachte sowas mag er nicht? Ist doch nur "wieder sone blöde Suppe" - oder nicht?).
"Wenns fertig ist ja - aber nicht wieder den Topf leerprobieren, der zweite Teller ist jetzt mal ausnahmsweise meiner."
"Was sooo wenig gibst du deinem armen Kind?"
"Ich denke du magst keine Suppe."
"Wann habe ich denn das gesagt?"
Die Nase hängt jetzt zur Abwechslung mal wieder über dem Kochtopf.
"Aaaaah, schööön scharf!" Er grinst mich an. "Danke Mama! Hehehe."
"Schmeckt aber gar nicht nach "Mekkes" und schon gar nicht nach Döner."
"Aber nach 'hier kocht Mama'", antwortet der Brummbär und schnurrt jetzt wie eine Katze. "Und wenn ich das jetzt nicht esse, bist du am Ende gaaaanz traurig..."
Wie gut, dass man sich die Dinge so hindrehen kann, wie man sie gerade braucht.
"Ach übrigens - morgen habe ich 11 Stunden, da habe ich zwischendurch wieder frei, wir treffen uns dann alle bei Subway, also kannst du ruhig wieder abends kochen, musst nicht auf mich warten."
"Und ich bin morgen nach'er Schule mit Steven und Frau R*** bei Meckeeeeees!" tönt es aus dem Zimmer nebenan. (Stimmt, das war das, wass man Schlittschuh laufen nennt).

Typisch Söhne - aber ich müsste mir wohl eher Gedanken machen, wenn es anders wäre, oder?

:-)


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#6

RE: Geschichten

in Gedichte und Geschichten 27.02.2010 10:12
von Eni (gelöscht)
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wieder ne supernette, toll geschriebene Geschichte............danke.....

auf die nächste warte, hibbel...........


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LG Eni

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#7

RE: Geschichten

in Gedichte und Geschichten 27.02.2010 12:54
von Carola • Zwischen den Welten | 1.806 Beiträge | 1862 Punkte

Hier ist auch noch eine, Eni - kann es leider nicht hier anfügen, der Server hat irgendwie die Funktion Teilen/Verschmelzen grad nicht drauf - dann hier den link: topic-threaded.php?forum=7&threaded=1&id=583&message=4940


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#8

RE: Geschichten

in Gedichte und Geschichten 09.04.2010 19:57
von Carola • Zwischen den Welten | 1.806 Beiträge | 1862 Punkte

Kinder Kinder...

Ja - diese Freud'schen Versprecher aber auch.... wem ist das wohl noch nicht passiert? Und wenn man manchmal die eigenen, unbearbeiteten Texte noch mal durchliest - oh lala. Man sollte es wirklich tun, sonst könnte es zu peinlichen Stilblüten kommen. Und ich fürchte, da bin ich nicht die einzige, der das schon passiert ist^^.

Im Gegensatz zu uns ärgern sich die Kids über sowas nicht - solange sie noch klein sind - und liefern damit wertvolle Schätze. Manches vergisst man nie, es gibt Wörter, Sätze oder Aussagen, die sich zu echten "Insider-Sprüchen" entwickeln - und über manche kann man auch Jahre später noch lachen. Die schönsten dieser Schätze habe ich aufgehoben und möchte euch gern daran teilhaben lassen.

Damit ihr nun nicht denkt, es geht hier "alles auf die Kleinen" fangen wir doch erstmal ganz langsam an - mit Mama und Papa.

Ich ziehe nach Vice!

Vice? Wo liegt das denn nun wieder... Der Blick eines Außenstehenden spricht Bände. Nie gehört. Kann mir das mal einer erklären? Und wieso muss man dort auch noch hinziehen?

Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach: Also. Wenn Männer im Fernsehsessel sitzen und stundenlang in die Röhre gucken, schaltet der Verstand nicht etwa ab, wie so gern behauptet wird. Vielmehr schauen Männer sich eine Sendung an und denken dabei an etwas anderes *hihi
In diesem Fall natürlich nur an einen anderen Film oder vielmehr eine Serie.
Vor ein paar Jahren schaute sich mein Mann aus Langerweile eine Sendung an, in der über ein neues Luftkissenboot berichtet wurde, das die Amerikaner entwickelt hatten - und damit entsprechend schnell fahren konnten. Amerika, amerikanische Serien, Florida, Miami.... Irgendwie kam ihm dabei die Sendung "Miami Vice" in den Sinn. Als er mir später von dem Luftkissenboot erzählen wollte, kam folgendes dabei heraus:

"Du, die Amis haben ein neues Luftkissenboot gebaut, das zieht ab von Miami nach Vice!"

Dieser Spruch ist irgendwie hängengeblieben - ausgerechnet im Zusammenhang mit Rasern, besonders viel zu schnellen Motorradfahrern auf der Autobahn. In einem solchen Fall fällt meist der Spruch: [B][I]"Der zieht wohl auch grad nach 'Vice'".[/I][/B]
Ich kann nur hoffen, dass dieses "Vice" noch auf unserer Ebene liegt und die schnellen Fahrer es mit ihrem halsbrecherischen Tempo noch gut erreichen.


Ich habe mich auch schon gewundert!

Wieso um alles in der Welt flitzt man ins Bad und wäscht sich gründlich die Füße, wenn die Frage fällt: [B][I]"Hast du dich auch schon gewundert?"[/I][/B] Das soll einer verstehen...

Oh - das ist nicht schwer zu verstehen, für den, der meine Tricks und Ausreden als Kind kannte. Schließlich muss man ja antworten, wenn man was gefragt wird - und lügen darf man ja eigentlich auch nicht... höchstens ein gaanz klein bißchen schummeln, wenn es um die Frage geht: "Hast du dich schon gewaschen?" vor allem, wenn man bis vor kurzem noch auf dem Kartoffelacker herumgewühlt, den hauseigenen Spielplatz umgegraben oder im Wald Schätze verbuddeln 'gespielt' hat, mit dem Hund durch die Pfützen getobt ist oder mit dem Kater auf Mäusejagd war...

Und da Waschen ja mühselig und langweilig ist, geht es schneller, mal kurz [I]"jaaaaaaa hab'ich"[/I] zu sagen. Fällt ja sicher nicht auf, dass es nur Katzenwäsche war, oder?
Vielleicht nicht. Wenn man aber mit pottschwarzen Füßen ins Bett steigt und den großen Onkel herausgucken lässt, dann schon.
Entsetzter Blick meiner Mutter. [I]"Was ist das denn????!"[/I]
Gespielt erstaunter Blick von mir zu diesem schwarzen Etwas, dass sich vor Schreck auch noch bewegte - und den Blick auf einen ebenso schwarzen Fuß freigab...

"Ja... komisch nicht? Ich habe mich auch schon gewundert."

Von diesem Tag an wurde zu niemandem mehr direkt gesagt: "Wasch dir mal die Füße" sondern nur noch die Frage gestellt: "Na? Hast du dich auch schon gewundert?" Und der oder die Angesprochene rannte sofort ins Bad.
Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass sich diese umständlich verpackte Bitte in meine jetzige Familie weitervererbt hat? Meine Jungs verstehen diese Frage nämlich auch...


So - gleich gehts weiter mit den "lieben/lustigen Kleinen" - die uns heute schon auf den Kopf spucken können (zumindest der eine).


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Es ist wichtig, umgeben von anderen Menschen zu sein, die dich lieben und dir dadurch eine Referenz für die Existenz in dieser Welt geben.

zuletzt bearbeitet 09.04.2010 19:58 | nach oben springen

#9

RE: Geschichten

in Gedichte und Geschichten 09.04.2010 19:59
von Carola • Zwischen den Welten | 1.806 Beiträge | 1862 Punkte

Fortsetzung - Teil 2:

Der heilige Stift

Bei meinem Dennis ging es oft sehr mysteriös zu - es passierten wirklich sehr seltsame Dinge. Fast hätte man annehmen können, dass sogar die Buntstifte Heiligenscheine tragen und wer weiß? Vielleicht war es ja auch so. Das gibt es nicht? Na dann schaut mal hier:
Von Ordnung hielt mein Filius ja noch nie etwas, das hat sich bis heute kaum geändert. Alles fliegt bunt und lustig im Zimmer herum und Aufräumen hilft da nur ganz kurzfristig. Am wohlsten fühlt er sich, wenn es bei ihm aussieht wie nach einer Hausdurchsuchung.
Als er anfing, seinen Namen zu schreiben, wurden die Stifte so lange benutzt, bis sie entweder abgebrochen oder die Spitze abgeschrieben war und es kam, anschließend wurden sie einfach irgendwo hingeworfen - und es kam zum berühmten Vorführ-Effekt: Als er mir zeigen wollte, wie schön er seinen Namen schreiben kann, gab es keinen verfügbaren Stift mehr in seinem Zimmer. Schimpfend begann er zu suchen. Doch plötzlich wurde es verdächtig ruhig und mein Sohn erschien langsam und andächtig mit einem Buntstift in der Hand. Beschwörerisch flüsterte er: "Alle Stifte sind kaputt. Aber ein heiliger ist noch hier!"
Deshalb sage ich ja: Gesegnet ist, wer einen Stift zum Schreiben findet!


Auf welchem Planeten liegt eigentlich Kuhstein?

Weiß einer von euch wo Kuhstein liegt? Nicht zu verwechseln mit Kufstein und nein, es ist kein Schreibfehler. In Bayern liegt es übrigens auch nicht - aber irgendwo auf dem Planeten Erde. Wir kommen definitiv von einem anderen Stern und wenn ihr da genaueres drüber erfahren wollt, dann fragt am besten mal eure Kinder danach, die wissen ganz sicher was gemeint ist.
Meine Jungs hatten ihre eigene Theorie dazu. Ich fuhr mit ihnen nach Schleswig-Holstein, um die Oma zu besuchen. Dort angekommen, rannte mein Kleiner begeistert zum Telefon, um mit Papa zu telefonieren. Ihm fiel jedoch nichts ein und er überlegte stundenlang, was er nun erzählen könnte. Sein Bruder versuchte ihm zu helfen und sagte: "Erzähl doch einfach, dass wir nach Schleswig-Holstein gefahren sind und unterwegs gaaaanz viele Kühe gesehen haben." Das tat Dennis auch prompt und brüllte ins Telefon: "Papaaa! Wir sind in Schleswig-Kuhstein!"

Womit diese Frage schon mal geklärt wäre - aber noch lange nicht, von welchem Planeten wir nun stammen.

Dank einer landwirtschaftlichen Weiterbildung meines Mannes waren wir kurz zuvor nach McPomm gezogen, in ein Kuh-Kaff (schon wieder Kühe...)namens "Kogel", was mein Kleiner zu "Kugel" umfunktionierte.
Nachdem er nun sein Gespräch mit Papa beendet hatte erzählte er seiner Oma ganz begeistert: "Weißt du was Oma? Wir wohnen jetzt auf einer Kugel. Ganz weit weg!"
Mein einziger Gedanke: Ohje... Hoffentlich reicht der Sprit noch zurück zum Mars oder zur Venus oder wo auch immer. Und vielleicht hätte ich vor der Landung doch mal den Tower anfunken und um Landeerlaubnis bitten sollen? Ich habe nämlich den leisen Verdacht, dass das Auto ein Ufo gewesen sein könnte.


Das Licht, das dich nach Hause bringt

Warum müssen Kinder eigentlich Blödsinn machen? Gehört scheinbar zur ganz normalen Entwicklung. Und viel Bewegung soll ja schließlich gesund sein. So dachte auch mein damals siebenjähriger Sohn, der es ja total gesund fand, FAhrrad zu fahren. Vor allem bei den Nachbarn, nachdem sie den Gartenweg frisch geharkt hatten. Am meisten Spaß macht es da noch, stundenlang das Bremsen zu üben, bis der Weg vor lauter Bremsspuren nicht mehr wiederzuerkennen ist. Und anschließend fährt man am besten ganz leise nach Hause und setzt sich ganz leise vor den Fernseher, damit niemand auf die Idee kommt, wer das wohl gewesen sein könnte. Iiich doch ganz sicher nicht. Bin ja gaaanz brav.
Kurz darauf klingelte es an der Haustür, mein Sohnemann - nun doch geplagt von seinem schlechten Gewissen - öffnete die Tür und draußen standen die Nachbarskinder, ein Junge und ein Mädchen, mit einer Harke, die sie ihm sofort in die Hand drückten. "Papa sagt, du darfst jetzt weitermachen, wo du eben aufgehört hast!"
Das war ihm aber nun gar nicht Recht und er gab zurück: "Mama kann das viel beser als ich. Sie ist viel größer als ich und schafft das bestimmt in'ner halben Stunde. Bei mir dauert das bis übermorgen - und dann ist es stockfinster.
"Das macht nichts", meinte das Mädchen ungerührt.
"Mein Papa wird dir schon heimleuchten!"


Brummschädel

Wir hatten einmal einen ulkigen Nachbarn, der nichts und nie etwas ernst nehmen konnte, statt in der Wohnung lieber im Wohnmobil an der Straße übernachtete und sich die Haare und den Bart so lang wachsen ließ, dass man manchmal nicht mehr wusste: Wo ist nun vorn oder hinten? Aber sämtliche Kinder mochten ihn irgendwie, vermutlich weil er den ganzen Tag nur alberne Späße machte. Bis auf einen Tag, wo er zu meinen Jungs sagte: "Heute habe ich keine Lust, mir brummt der Kopf..."
Am nächsten Morgen warteten wir draußen auf das Taxi, das meinen "Großen" in den Kindergarten fahren sollte. Ungeduldig trat mein Sohn von einem Bein auf das andere und verkündete ständig, dass ihm laaaangweilig wäre.
Um ihn abzulenken sagte ich aus Spaß: "Horch doch mal, kommt jetzt das Taxi? Hier hat doch eben etwas gebrummt."
Mein Sohn schaute mich groß an und winkte verächtlich ab.
"Das war nicht das Taxi - sondern der Kopf von Onkel ***!"


Märchenstunde

"Mamaaaaaa? Liest du mir 'ne Geschichte vor?" Eine typische Frage märchenbegeisterter Kinder, die möglichst immer "noch eine Geschichte" und "noch eine Geschichte" hören wollen. So viele Geschichten gibts schon gar nicht mehr und überhaupt... "Wer erzählt mir denn mal eine Geschichte?"
"Na iiiich!!! schrien beide begeistert und konnten sich kaum einigen, wer nun anfangen und wer weitererzählen durfte. Heraus kam am Ende diese Geschichte:

"Also Mama. Da kam der Wolf und hat die Großmutter aufgefressen.
Und Mama hat ihm den Bauch aufgeschnitten und Steine reingepackt.
Und dann hat der Wolf Durst gekriegt und ist untergeblubbst.
So war das!
Haben wir das nicht toll erzählt?"

Na klar - wäre doch mal eine neue Idee. Ab sofort gibt es das neue Märchen der Gebrüder P/D mit dem Titel: "Der Rot-Wolf mit den sieben Geißlein".


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#10

RE: Geschichten

in Gedichte und Geschichten 26.05.2010 14:24
von Carola • Zwischen den Welten | 1.806 Beiträge | 1862 Punkte

Lass Papa rennen

Das waren noch Zeiten, als der Urzeitmensch hinter seinem Futter herjagen musste. So manch einer ist froh, heute nicht mehr in der Steinzeit zu leben und den Laden fast um die Ecke zu haben. Heute muss niemand mehr hinter seinem Essen herjagen, glaubt ihr? Na wenn ihr euch da mal nicht täuscht... auch in der heutigen Zeit soll das noch vorkommen, dass man seinem Essen nachlaufen muss.

Also - dass man auf Eis laufen kann, ist spätestens seit der letzten Eiszeit bekannt. Aber dass man hinter Eis auch herlaufen kann? Ja auch das gibt es. Wäre ich nicht dabei gewesen, würde ich jetzt vielleicht genauso wie ihr den Kopf schütteln, aber das gibt es tatsächlich. Und das in unserem modernen 21. Jahrhundert, außerhalb von Eiszeit und Höhlenbau. Leidtragender bei der ganzen Sache ist mein großer Brummbär, der für sein Leben gern Erdbeereis isst.

Aber fangen wir doch einfach mal im sonnigen 2009 an. Hochbetrieb in der sonst so stillen Natur rund um Truppi, Wald und Silbersee. Mama liebt lange Spaziergänge und verbindet sich gern mit Mutter Natur. Was braucht man mehr zum Leben? Papa hat für beides überhaupt keinen Sinn. Um ihn bei Laune zu halten, muss mindestens eines dieser drei Dinge verfügbar sein: Bratwurst, Eis oder Zigarretten. Das findet man natürlich nicht im Wald unter Eichen und blühenden Büschen, auch nicht, wenn man stundenlang in den klaren Wasserspiegel des Silbersees schaut, dafür aber in den Hütten rund um den See, nach Beginn der Badesaison.

Sind genügend Zigarretten übrig, dann ist ein längerer Spaziergang drin. Schade nur um die schöne frische Luft. Hat die Bratwurstbutze am Sonntag auf, dann ist sogar eine Runde extra drin. Aber zum Nachtisch gehört ja dann wohl ein Eis. Zu dumm, dass es keine Eisbude gibt, die man ansteuern könnte wie den Würstchenstand oder einen Zigarettenautomaten. Dafür dreht hier noch der gute alte Eiswagen seine Runden und hält für eine Weile mal an dieser, mal an der anderen Ecke, wo gerade fleißig gegrillt wird oder Kinder herumlaufen.

Oh wie gut man(n) plötzlich wieder sehen kann und wie gestochen scharf, wenn es darum geht, den Eiswagen am anderen Seeufer auszumachen. "Los komm, Erdbeereis schnappen!" tönt es begeistert und mit Riesenschritten stratzt man(n) los, um möglichst schnell ans andere Ende zu kommen. Erstaunlich, wie lebendig man(n) da plötzlich wird. Schließlich gibt's ja was leckeres. So ist das also... na dann mal sehen, ob der nette Eisverkäufer mitspielt, hi hi.

Irgendwie scheint mein "Eisläufer" schon beim Verkäufer bekannt zu sein wie ein bunter Hund. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass meinem hungrigen Mann der Wagen wenige Meter, bevor er ihn erreicht, plötzlich auf und davon fährt, um sich wiederum einen neuen Halteplatz am gegenüberliegenden Seeufer zu suchen.

"So ein Mist aber auch, fährt der mir doch wieder vor der Nase weg...!" schimpft mein verhinderter Eis-Krieger auch prompt und nimmt gezwungenermaßen die zweite Runde auch unter die Füße. Wenige Meter bevor er den Eiswagen erreicht, entkommt ihm dieser jedoch wieder und flüchtet auf die andere Seite. "Das gibt's doch nicht!" Kopfschüttelnd schlägt mein Göttergatte vor, doch noch eine weitere Runde hinterher zu laufen. Bis zum Erreichen des Eiswagens müssen erst mal wieder die Glimmstängel herhalten.

Ich muss wohl nicht extra erwähnen was passierte, als wir uns dem Fahrzeug bis auf wenige Meter genähert hatten? Genau: es flüchtete wieder geradezu panisch ans jenseitige Ufer. So ging es immer weiter - jeden Samstag, Sonntag, Sommerferientag, die ganze Saison durch. Immer wieder wurde Jagd auf den Eismann gemacht, der im letzten Moment schnell die Seiten wechselte. Ich taufte das "Spiel" irgendwann auf den Namen: "Lass Papa rennen!"

Ein Jahr später...

Pfingstsonntag 2010. Hochbetrieb im Wald und am See - alle Welt nutzte das schöne Wetter, die Grillplätze waren bis auf den letzten Platz belegt, bis hinaus auf den Waldparkplatz und zu den Löschteichen hinunter. Und wer fuhr zum ersten Mal in diesem Jahr seine Runden? Richtig, der Eismann. Plötzlich war "Papa" hellwach.
"Mensch, schau mal da vorn - ich habe jetzt echt Appetit auf ein Eis!" verkündete er, zog ein letztes Mal an seiner Zigarrette und legte einen Schritt zu. "Ich flitz mal schnell hin, noch steht er da." Ich sagte noch: "Du, der kennt dich noch vom letzten Jahr, wetten, dass der gleich wieder abhaut?" Kaum ausgesprochen startete der Eiswagen den Motor.
"Das werden wir ja sehen! Dies Jahr vera...st du mich nicht!" zischte mein Mann wütend und lief los.

Während er den Eiswagen mit blitzenden Blicken bombardierte und sich ihm versuchte in den Weg zu stellen, beobachtete ich zunächst das Schauspiel aus einiger Entfernung. Ich konnte nicht mehr vor Lachen... diese Szene hätte ich zu gern auf Video aufgenommen, aber leider lag das Handy zu Hause.

Mit Riesensätzen sprang er auf den Wagen zu, der bereits anfuhr und hämmerte mit der Faust ans Fenster. Das Fahrzeug hielt wieder. Der Fahrer steckte seinen Kopf raus, zeigte sein schönstes Zahnpasta-Lächeln und fragte gespielt verwundert: "Wer will denn was von mir? Ach...? Immernoch so heiß - auf Erdbeereis?"
"Diesmal war ICH schneller!" triumphierte mein Mann. "Ja ein Erdbeereis, du kennst dich ja gut aus!"

Er winkte mich ungeduldig heran und verdrehte die Augen, weil ich einfach aus dem Lachen nicht mehr herauskam - ebensowenig wie unser Eisfahrer. "Los, jetzt hol dir auch ein Eis, ich steh hier doch nicht umsonst wie doof...."
Erst jetzt bemerkte er, dass er Zuschauer bekommen hatte. Ein paar Spaziergänger waren stehen geblieben und bewunderten das Schauspiel. Ein kleiner türkischer Junge stand, den Fußball unter den Arm geklemmt mitten auf dem Weg und starrte verwundert herüber. Plötzlich bekamen noch mehr Leute Lust auf Eis und eine lange Schlange bildete sich am Wagen. (Ob die wirklich nur auf das Eis aus waren, wage ich ja zu bezweifeln...).
"Warum haust'n immer ab wenn ich komme..." fragte mein Eisläufer den grinsenden Eisverkäufer bereits zum dritten Mal.
"Abhauen?? Iiisch nix wissen, was du willst von mir..."
Nun musste mein Mann selbst lachen.
"Jetzt iss jetzt wenigstens auch ein Eis und lass mich hier nicht so allein stehen", drängte er, drückte mir eine Eistüte in die Hand und hatte es erstaunlich eilig, von hier wegzukommen.

Schade nur, dass ich nicht mehr so laufen kann wie früher - sonst käme ich mir glatt auf eine Idee. "Lass Papa rennen" - das Spiel zum Rauchen abgewöhnen. Wie das aussieht? Ganz einfach: Ich halte ihm einen Glimmstängel vor die Nase, sage "Krieg mich doch!" und haue ab. Da fällt mir ein: Warum nicht rüber schwimmen? Da bin ich bestimmt erster und lasse Papa rennen...


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