#1

Was machen Oma und Opa an Silvester?

in Adventsforum 29.12.2008 01:53
von Carola • Zwischen den Welten | 1.806 Beiträge | 1862 Punkte
Klar, sie streiten sich wie ein altes Ehepaar, direkt bühnenreif...

Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder am Silvesterabend, eine Viertelstunde vor Mitternacht zieht Helmut die letzte Zigarre aus dem Päckchen, zündet sie strahlend lächelnd an und beginnt fröhlich zu rauchen. Wie jedes Jahr versucht er, endlich einmal Rauchkringel herbeizuzaubern.

"Rauchzeichen, die älteste Möglichkeit der Nachrichtenübermittlung bei den Indianern. Wer das beherrschte, der hatte vergleichsweise die selben Möglichkeiten wie wir heute, wenn wir lesen können", erklärt er auch heute wieder einmal.

Damit ist das alljährliche Theaterstück eröffnet. Die Show kann beginnen!

Zita, beschäftigt damit so viele Familienmitglieder wie möglich zusammenzutelefonieren bekommt einen der Rauchschwaden in die Nase und schimpft wie jedes Jahr:
"Helmut, musst du unbedingt im alten Jahr noch rauchen?"
"Wann denn sonst?" fragt er und geht hoch erhobenen Hauptes im Zimmer auf und ab.
"Das muss doch nicht sein. Immer und ewig das gleiche an Silvester!" regt Zita sich weiter auf.
"Wieso?" tut Helmut betont unschuldig. "Silvester feiern ist doch auch jedes Jahr das selbe."
"Das ist etwas anderes!"
"Nö."
"Ist es doch. Das ganze Jahr über qualmst du n u r diese Zigarren."
"Na dann kommt es auf dies eine Mal doch auch nicht an oder?"

Und wie jedes Jahr Silvester kurz vor Mitternacht raucht er nur die erste Hälfte, löscht die Zigarre notdürftig mit Daumen und Spucke und steckt sie in die Innentasche seiner Jacke. Nun qualmt die Jacke noch bis kurz vor zwölf friedlich vor sich hin. Zita schimpft.

"Du brennst dir noch ein Loch in die Jacke. Am besten du packst gleich noch ein Päckchen Streichhölzer dabei was?"
Spätestens jetzt wird Helmut ärgerlich. "Nun lass mich doch endlich mit deinen Sprüchen vom alten Jahr in Ruhe, das ist ja furchtbar!" und verzieht sich, samt Rauchwolke, in die Küche.

Fünf vor zwölf, der Fernseher läuft. Schließlich darf man das neue Jahr nicht verpassen. Zita hat es nicht geschafft, alle zusammenzutrommeln. Irgend einer fehlt immer. Während sie sich bei jedem der bereits anwesenden über ihren Mann beschwert, jammert sie gleichzeitig darüber, dass nicht mal kurz vor Neujahr Pünktlichkeit in diese Familie zu bringen ist.
"Gerade jetzt, wo doch das alte Jahr zuende geht! Und Helmut kümmert sich um gar nichts hier, außer um seine Zigarre.
"Nun hör doch endlich mal auf Zita!" schimpft Helmut auf dem Flur. "Müssen wir uns gerade jetzt streiten?"
"Wer hat denn angefangen damit?" giftet sie durch die offene Wohnzimmertür zurück."
"Na DU! Du maulst mich schon seit einer Viertelstunde nur an."
"Ich maule niemanden an... und außerdem...

....BRANDENBURGER TOR!!!" schreien alle aus dem Wohnzimmer. "Es geht loooooos!"
Es klingelt an der Haustür.
"Na endlich!" ruft Zita ganz aufgeregt, wir haben schon Neujahr - könnt ihr nicht einmal....

"Zehn! Neun! Acht! Sieben! Sechs! Fünf! Vier! Drei! Zwei! Eins!.....
tönt es aus dem Wohnzimmer. Die Null geht im ersten Krachen unter. Unser Nachbar hat mal wieder seine erste Rakete auf 0:00 Uhr programmiert und aus Versehen den halben Bestand an Böllern gleichzeitig mit gezündet. Nun weiß wenigstens die ganze Nachbarschaft, dass Neujahr ist.

Drinnen im Wohnzimmer allgemeines Gläserklirren. Ja liebe Leser, ihr habt richtig gehört - manche haben um diese Zeit nicht mehr das motorische Feingefühl - und es geht jedes Jahr mindestens ein Glas zu Bruch. Gehört einfach dazu. Auch Zitas Jammern.

Nach und nach strömt alles raus, zuletzt Helmut, der dem neu entstandenen Feuerwerkskörper-Nebel draußen mit Rauchzeichen aus seiner Zigarre Gelegenheit gibt, sich weiter zu verdichten.
"Wieso knallen wir dies Jahr eigentlich schon wieder nicht?" fragt einer der Kinder.
"Es reicht doch wenns die anderen machen", antwortet jemand.
"Mensch, das iss ja laaaangweilig....."
Seltsamerweise taucht trotzdem jedes Jahr genügend Material zum Knallen auf, das bis mindestens ein Uhr früh Verwendung findet. Wo die Kids das bloß immer her kriegen...tztz.

"Helmut! M u s s t du denn im Neuen Jahr gleich wieder rauchen!" schimpft Zita Punkt 0:15 Uhr los.
Man kann sich direkt die Uhr danach stellen.
"Kannst du nicht wenigstens im Neuen Jahr aufhören zu streiten?" schimpft Helmut zurück.
"Ich streite nicht."
"Ich auch nicht."
"Und warum hast du dann schon wieder diese olle Zigarre im Mund?"
"Ja... weißt du, das ist so: Man soll altes aus dem Alten Jahr auch dort lassen, also muss diese olle Zigarre jetzt dringend weg."
Schimpfend gehen beide ins Haus.

Das Stück ist zu Ende. Wer will kann es jedes Jahr wieder neu erleben - ist mindestens so interessant wie "Dinner for one". Also dann: Guten Rutsch ins Neue Jahr.

Vorhang noch mal auf:

Irgendwer wärmt jetzt bestimmt wie jedes Jahr die Geschichte mit den "Neuen Mietern" auf. Natürlich erst, nachdem Helmut und Zita verschwunden sind. Man muss es ja nicht übertreiben nä?

So - nun ist die Show aber wirklich vorerst zu Ende...oder doch nicht?
Sagt bloß, ihr wollt das jetzt wirklich hören.... na gut, bin ja nicht so. Im nächsten Posting.

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Es ist wichtig, umgeben von anderen Menschen zu sein, die dich lieben und dir dadurch eine Referenz für die Existenz in dieser Welt geben
zuletzt bearbeitet 29.12.2008 02:04 | nach oben springen

#2

RE: Was machen Oma und Opa an Silvester?

in Adventsforum 29.12.2008 02:02
von Carola • Zwischen den Welten | 1.806 Beiträge | 1862 Punkte

Oh du peinliche

"Hilfe, nicht schon wieder diese Geschichte... da geh ich doch lieber "Dinner for one" gucken und unterhalte mich mit nebenbei mit meinem Sektglas..." - würden Helmut und Zita jetzt sagen.

Zu spät, wir sind schon mitten drin. Mitten in unserer peinlichsten Neujahrsfeier der 90er Jahre...

In der Weihnachtszeit zogen neue Mieter in den Bungalow ein. Ein junges Pärchen, die hier draußen eigentlich nach Ruhe suchten und uns mit ihrer Weihnachtsbeleuchtung im Garten erfreuten. Leider haben sie nicht lange dort gewohnt, vermutlich haben sie sich sofort im Neuen Jahr nach einer anderen Wohnung umgeschaut. Verdenken kann man es ihnen nicht...

Am letzten Tag des Jahres war es sehr neblig draußen und von Stunde zu Stunde wurde der Nebel dichter. Irgendwann konnte man nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen. Trotzdem wagten sich alle am Neujahrsmorgen kurz nach Mitternacht vor die Tür. Jeder versuchte sich irgendwie zu orientieren, die einen am Gartenzaun, die anderen an der Hauswand. Helmut und Zita hatten sich bis zur Brücke vorgearbeitet. Man hörte nur die Stimmen aus dem Nebel, wer weiter als einen Schritt entfernt stand war praktisch unsichtbar.

Alle anderen hatten sich zwischen Brücke und Gartenzaun verteilt und ab und zu konnte man den Schein eines Feuerzeugs oder einer Wunderkerze sehen, die wie Irrlichter durch den Nebel tanzten. Plötzlich stieß jemand von der Gartenseite gegen den Zaun.

"Vorsicht Schatz, wir sind da."
"Wo ist denn das Gartentor?"
"Ich weiß nicht..."

Die neuen Mieter hatten sich in Zentimeterarbeit durch den Garten getastet und mussten nun am Zaun stehen bleiben, weil sie das Gartentor im Nebel nicht fanden.
"Sind unsere Vermieter auch hier?" fragte der Mann über den Zaun hinweg.
"Wir möchten ihnen gern Frohes Neues J...."

In diesem Augenblick begann ein heftiger Streit zwischen Helmut und Zita auf der Brücke.

"Mensch, dann geh doch selber, du nervst mich total!" rief Helmut gerade ärgerlich.
"Wieso ich? Dafür bist du doch zuständig", rief Zita.
"Aber du hast damit angefangen, also geh auch gefälligst."
"Warum ich? Bin ich hier der Hauswirt oder du?"
"Nein aber die Hauswirtin."
"Ach Helmut, nun geh doch einfach mal rüber zu den Neuen."

Erstaunte Blicke jenseits des Gartenzaunes.

"Ich geh überhaupt nirgends hin bei dem Nebel."
Helmut ging ärgerlich den Zufahrtsweg in Richtung Haus zurück und stampfte wütend mit den Füßen auf.
"Ich geh jetzt rein und rauch eine!"
"Denkste ich gehe jetzt da hin oder was?" Zita folgte ihm.
"Nun bleib doch endlich mal stehen. Was bist du bloß für ein Vermieter, dass du nicht mal den Neuen ein Frohes Neues Jahr wünschen kannst?"

Entsetzte Blicke jenseits des Gartenzaunes.

"Hallo.... HALLO!" zischte eine Schattengestalt auf dem Zufahrtsweg und Zupfte Zita am Ärmel. "Hört mal..."
"Was ist denn????!!!!" Zita fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und stieß die Person weg. "Wer war denn das? Müsst ihr mich so erschrecken?"
"ICH!" zischte die Person wieder. "Könnt ihr euch eventuell... drinnen weiterstreiten?"
"Ich streite mich wann und wo ich will!" fauchte Zita laut zurück.
"Dann denkt bitte dran, dass man euch hören kann, auch wenn man euch nicht sieht..." flüsterte die Stimme.

"Also was ist jetzt? Gehst du nun rüber oder nicht?" fragte Helmut wieder.
"Ach, die sollen zufrieden sein, wenn wir morgen rüber kommen. Vielleicht ist das Wetter ja dann auch besser", schnappte Zita.

Fassungslosigkeit jenseits des Gartenzaunes.
Wortlos drehten sich die neuen Mieter um und verschwanden im Nebel.

"Klasse habt ihr das gemacht!" sagte die Stimme nun deutlich und ärgerlich.
"Wieso?" fragten Helmut und Zita wie aus einem Mund zurück.
"Ratet mal, wer am Gartenzaun stand..."

Helmut fiel vor Schreck der Zigarrenstummel aus dem Mund. "Doch nicht etwa....??
"Ja, die Neuen!" sagte die Stimme ungerührt.
"Ach du lieber Gott.... murmelte Zita kleinlaut und gleich darauf wütend: "Helmut, das ist deine Schuld! Warum bist du auch bloß nicht rübergegangen und...." Die Haustür knallte hinter den beiden zu. (Der mehrstündige Streit wurde drinnen fortgesetzt).

Etwas haben die beiden aber doch aus der Geschichte gelernt. Seit dieser Neujahrsnacht schauen sich beide erst gründlich um und vergewissern sich lieber ein Mal zu viel, ob auch kein stiller Lauscher in der Nähe ist. Erst dann fangen sie mit ihrem Neujahrsstreit an.


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#3

RE: Was machen Oma und Opa an Silvester?

in Adventsforum 29.12.2008 08:17
von Eni (gelöscht)
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grins...

weiter so...
LG
Eni

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#4

RE: Was machen Oma und Opa an Silvester?

in Adventsforum 31.12.2008 14:28
von Carola • Zwischen den Welten | 1.806 Beiträge | 1862 Punkte

Euch allen einen guten Rutsch ins Neue Jahr und eine schöne Feier.


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