Ein paar besondere Minuten heute am frühen Nachmittag - die mich sowohl zum Nachdenken gebracht als auch Freude gemacht haben.

Eigentlich eine ganz alltägliche Szene: Ich bin kurz auf einen Sprung zur Postbank rein mit der Absicht, eine Überweisung in den Kasten zu stecken und den Geldautomaten zu fragen, ob er heute mir noch ein paar Euro zum Einkaufen rausrücken will. Vor dem Geldautomaten hatte sich eine Schlange gebildet und umgekehrt zum Druckerautomaten ebenfalls, in diesen Fällen wird meist der Durchgang freigehalten für diejenigen, die mittendurch - also von draußen zur Post und wieder hinauswollen.

Die Tür ging zum wiederholten Mal auf und herein kam ein alter Mann mit einem alten, müden und offensichtlich blinden Rauhaardackel. Der Mann schien weder zu wissen wo er jetzt eigentlich gelandet war, noch wo er hin wollte, redete irgend etwas undeutliches und unzusammenhängendes zu sich selbst und schien niemanden wahrzunehmen. Er zog den Hund an der Leine immer ein Stückchen weiter hinter sich her und schaute sich nach allen Seiten suchend um. "Iss zuuu?" fragte er zur offenen Tür hin, während sich sein Hund schnüffelnd mit der Nase auf den Boden mit jedem Zug an der Leine Schritt für Schritt weitertastete. "Immer zuuu...ach..." und versuchte den Ausgang wiederzufinden, der nur wenige Schritte hinter ihm lag, wobei er fast über seinen Hund gestolpert wäre, der natürlich weder sehen noch riechen konnte, dass Herrchen schon wieder zurück wollte. "Auch zuuu..."

Anscheinend konnte er nicht erkennen, dass die Tür auf war und sich Leute in der Post aufhielten. Irgendwie taten mir beide plötzlich Leid, ich weiß nicht warum - vielleicht war es auch nur ein Gedanke, den einer der beiden ausgesendet hatte weil beide nicht wussten: wohin nun? 'Einfach geradeaus weiter...' dachte ich zurück, hatte es aber noch nicht ausgesprochen. Plötzlich drehte sich der Alte zu mir um und versuchte wieder etwas zu sagen (vermutlich suchte er noch immer nach der Tür, die sich direkt vor seiner Nase befand) - und wie immer, wenn ich akustisch nichts verstehen kann (was bei mir ja schon Standard ist) gibt es bei mir automatisch nur noch "stille" Kommunikation und ein paar Zeichen... Das fällt mir selbst meist auch erst hinterher auf - aber er schien es zu verstehen und freute sich. Er drehte er sich um und ging schnurstracks durch die Tür in den Schalterraum, als hätte er schon die ganze Zeit den Weg gekannt, wobei er seinen Hund wieder schrittweise, jetzt aber etwas ungeduldiger, an der Leine hinter sich herzog, so als hätte er Angst, den Weg gleich wieder zu verlieren.

Ich schickte ihm ein Lächeln (und heimlich auch einen Lichtstrahl) hinterher - und obwohl er es gar nicht gesehen haben konnte, drehte er sich noch einmal um, hob den Zeigefinger an die Hutkrempe, nickte kurz und lächelte zurück. Einmal, ein zweites Mal - ein paar Male ging es zwischen uns hin und her und obwohl es nur wenige Sekunden dauerte, konnte ich die innere Freude, die er in seinem Herzen versteckt hatte fühlen. Fast hätte ich übersehen, dass der letzte vor mir am Geldautomaten bereits gegangen war.

Zu Anfang unserer Begegnung hatte mir der "arme" alte Mann und sein blinder Hund noch irgenwie Leid getan, der kurze Moment, in dem sie sich unglücklich fühlten hatte mich auf den Gedanken gebracht, dass sie oft traurig sein mussten. Als ich die Post verließ wusste ich, dass es nicht stimmte. Er IST glücklich, er lebt zwar in seiner eigenen Welt, die für uns nicht immer nachvollziehbar ist. Aber er hat sich den wichtigsten Zugang zu seinen Mitmenschen erhalten: Die Sonne in seinem Herzen.

Ein paar kurze Minuten, die mir viel Freude gemacht haben für viele Stunden - und vielleicht sogar Tage
Hiermit wünsche ich euch eine gute Nacht - und lasst die Sonne in euren Herzen immer scheinen.

:-)